Ein Bombenfund, eine fehlende Sekunde und viele Abschiede beim letzten Saisonspiel

Der vergangene Samstagabend war ein denkwürdiger für den Schweinfurter Handballsport. Erst wäre fast die Alexander-von-Humboldt Halle wegen eines Bombenfundes in der Nähe des Hauptbahnhofes nicht nutzbar gewesen, dann fehlte nur eine Sekunde zum Ausgleich und am Ende gab es acht Abschiede und damit verbunden den Startschuss in einen Umbruch beim MHV Schweinfurt 09.

Der Tag startete fulminant für den MHV Schweinfurt 09. Durch den Bombenfund in Schweinfurt wurde die Alexander-von-Humboldt Sporthalle plötzlich zu einer Evakuierungsstelle und so war nach vier Monaten Sperrung wegen des defekten Trennvorhangs schon wieder ein Heimspiel in Gefahr. Als Ausweichstätte wurde bereits die Halle in Unterspiesheim genannt. Doch in der sprichwörtlich letzten Sekunde wurde die Heimspielstätte des MHV frei und so konnte das Spiel doch in der Humboldt Halle stattfinden.

Das Spiel stand unter dem Motto „one last dance“, nicht nur weil es das letzte Saisonspiel ist, sondern weil insgesamt sieben Spieler und Trainer Marcus Thalhäuser den MHV zur kommenden Saison verlassen werden.

Nach einer verkorksten Rückrunde, in der das Team nur selten seine vorhandene Qualität aufblitzen ließ, sollte dem Meisterschaftsanwärter aus Michelfeld nochmal ein heißer Tanz geboten werden. Allen war bewusst, dass die Aufgabe nicht schwerer hätte sein können. Der Tabellenführer ist zum Abschluss der zweiten englischen Woche zu Gast und benötigt einen Sieg, um Meister zu werden und das selbstgesteckte Ziel – Aufstieg in die Landesliga – zu erreichen.

Zu Beginn war den Michelfeldern dieser Druck anzumerken. Der starke Schweinfurter Mittelblock zwang die Gäste zu Rückraumwürfen, die Großteils geblockt oder pariert werden konnten. Aus diesen schnellen Ballgewinnen konnten einfache Gegenstoßtore durch Felix Landgraf und Jonas Ellebaek Poulsen, sowie Tore in der zweiten Welle, erzielt werden. So konnte sich der MHV Schweinfurt bereits nach fünf Minuten auf 3:0 absetzen und lies den SVM in Halbzeit eins nie näher als auf zwei Tore herankommen. In der 24. Minute, beim Stand von 14:12, schaltete der MHV nochmals einen Gang hoch und setzte sich zur Halbzeit auf 19:13 ab. Dies gelang neben dem schnellen Spiel auch dank einer hervorragenden Trefferquote von allen Positionen.

In der Halbzeit war jedem MHVler klar, dass die zweiten 30 Minuten lange und anstrengend werden und die Michelfelder ab Wiederanpfiff Vollgas geben würden.

Genau dies passierte dann auch nach der Halbzeit. Die immer schwerfälligeren Beine in der Schweinfurter Abwehr – nach zwei englischen Wochen – nutzten die Michis mit starken eins gegen eins Situationen aus und verkürzten innerhalb von drei Minuten auf 19:17. Das Heimteam gab zwar weiterhin alles, um den SVM auf Distanz zu halten, in der 45. Minute war es dann soweit und die Gäste konnten ein erstes Mal ausgleichen (25:25).

Coach Marcus Thalhäuser nahm postwendend seine zweite Auszeit. Diese brachte zwar keine Kehrtwende, aber unterbrach den Lauf der Gäste, die sich vorerst nicht absetzen konnten. Die Spannung war nun greifbar und die Stimmung dank der über 300 Fans atemberaubend gut.

In der 50. Spielminute konnten sich die Michelfelder ein erstes Mal einen zwei Tore Vorsprung erarbeiten, doch Manuel Schmitt antwortete direkt mit dem Anschlusstreffer. In der Crunchtime spielten beide Teams mit offenem Visier. Doch jetzt hatten auch die Torhüter noch ein Wörtchen mitzureden. Lukas Fiedler parierte in der 51. Minute einen wichtigen Siebenmeter und konnte auch danach den Gästespielern einige Würfe ziehen. Die bisher sehr treffsicheren Schweinfurter scheiterten nun bei wichtigen Würfen einige Male an Michelfelds Fabian Tatzel.

Doch Dank der besseren Chancen konnte der MHV nach 55 Minuten noch einmal mit 31:30 in Führung gehen. Die darauffolgende Auszeit der Gäste fruchtete und diese drehten den Spielstand prompt auf 31:32. Von den frenetischen Fans angetrieben steckte der MHV nicht auf und konnte durch einen Treffer von Luis Vollert ausgleichen. Zwei Minuten vor dem Ende gelang dem SVM der erneute Führungstreffer, worauf der MHV erstmal nicht mehr antworten konnte.

Nun kam die Situation, in welcher die entscheidende Sekunde fehlte. Christopher Früh, der dank seiner überragenden Siebenmeterwürfe alle sieben Strafwürfe versenke, stibitzte sich an der Mittellinie den Ball und sprintete auf das Michelfelder Tor los. Zwei Sekunden waren noch zu spielen. Er traf souverän das Tor. Doch leider war die Zeit abgelaufen und es stand 60:00 auf der Anzeigentafel. Die Schlusssirene war im todsenden Lärm der Fans nicht mehr zu hören. Die Schiedsrichter besprachen sich sicherheitshalber nochmal und trafen die korrekte Entscheidung. Kein Tor für den MHV Schweinfurt, die eine entscheidende Sekunde fehlte zu einem verdienten Unentschieden.

Kein Schweinfurter Spieler oder Zuschauer war enttäuscht von dieser knappen Niederlage. Gemeinsam wurde gefeiert und die Freude über einen letzten heißen Tanz gegen den Meister der BOL-Unterfranken war größer als die Trauer über den verpassten Punktgewinn.

Der MHV Schweinfurt 09 belegt damit den 8. Tabellenplatz. Wir gratulieren dem SV Michelfeld herzlich zum Aufstieg in die Landesliga und wünschen euch viel Erfolg in der nächsten Saison.

Nun war auch der Zeitpunkt der vielen Abschiede gekommen. Trainer Marcus Thalhäuser hört nach sechs Jahren beim MHV Schweinfurt 09 als Trainer auf, unterstützt den Verein aber weiterhin als sportlicher Leiter. Bis auf ein Jahr in der Bezirksliga – hier gelang der direkte Wiederaufstieg als Meister – war der MHV dauerhaft in Unterfrankens höchster Spielklasse vertreten und schrammte letzte Saison nur knapp am Aufstieg in die Landesliga vorbei. VIELEN DANK Magges!

Ein Urgestein des Schweinfurter Handballs verlässt nun ebenfalls das Spielfeld. Manuel Schmitt beendet seine aktive Karriere nach 23 Jahre Handball, davon 12 Jahre in der ersten Mannschaft des MHV. Daneben war er als Jugend- und Damentrainer, sowie als Schiedsrichter aktiv und ist in vielen weiteren Tätigkeiten immer für den Verein tätig gewesen. VIELEN DANK Manu!

Nach 28 aktiven Jahren im Handballsport, davon 9 Jahre beim MHV, beendet auch Simon Zwiazek seine aktive Karriere. Als Topscorer der gesamten BOL schoss er zu Saisonbeginn den MHV Richtung Tabellenspitze, konnte leider seit Anfang November aufgrund einer Verletzung nicht mehr eingreifen. VIELEN DANK Pole!

Außerdem verabschieden wir Cornelius Bitsch der, wie schon Tobias Karl und Alexander Bitsch, zur HSG Dittigheim/Tauberbischofsheim wechseln wird. Daniel Schüll, Samuel Drescher und Linus Breun verlassen Schweinfurt und damit auch den MHV aus beruflichen Gründen. Jonas Ellebaek Poulsen kehrt nach einem beruflichen Austauschjahr zurück in seine Heimat Dänemark. VIELEN DANK euch und weiterhin viel Erfolg auf dem Handballfeld.

Der MHV Schweinfurt bedankt sich auch bei seinen treuen Fans, die bei Heim- und Auswärtsspielen immer zahlreich vertreten waren. Außerdem sagen wir vielen Dank an all unsere treuen Sponsoren und die Unterstützer des Schweinfurter Handballs!

Für die Schweinfurter Handballer geht es nun in eine wohlverdiente Sommerpause und das neu formierte Team greift ab Mitte September wieder in der Bezirksoberliga Unterfranken an.

 

Für den MHV Schweinfurt 09 spielten:

Scholich, Schmitt 1, Fey 3, Schüll, Landgraf 3, Bitsch 8, Breun 1, Vollert 1, Bernt 1, Poulsen 5, Drescher 1, Früh 8/7 – Fiedler, Pohlmann

 

Bilder von Verena Höger (Instagram @vanhogen.photography; Facebook: VanHogen Photography)